Weihnachtswunder

“Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde…”, so fängt die Weihnachtsgeschichte an, wir alle kennen sie. In diesem Jahr aber, schreiben wir bei den Fellfreunden eine neue Weihnachtsgeschichte – und die beginnt so:

Es begab sich aber zu der Zeit, dass der Winter in Gyula angebrochen war. Ein kalter Tag reihte sich an den nächsten, wie die Perlen auf einer Schnur und die Nächte brachten nicht nur Eis und Schnee, sondern auch zweistellige Minusgrade. Zu dieser Zeit also, es war kurz vor Weihnachten, machten sich 15 Hunde auf ihre bisher größte Reise auf; einem neuen Leben in Deutschland entgegen. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnte: Eine dieser glücklichen Hundeseelen, unsere süße Paula, trug ein kleines Geheimnis in ihrem Bauch.

Wie einst Maria meisterte auch Paula ihre Weihnachtsreise tapfer und erreichte wenige Tage vor dem Heiligen Abend ihre neue Pflegefamilie in Deutschland. Ihr kleines Geheimnis behielt Paula weiterhin für sich. Eine tierärztliche Untersuchung am Tag nach ihrer Ankunft ergab lediglich eine Scheinschwangerschaft. Und so verstrichen also Paulas Tage mit viel Liebe und Wärme – bis Heiligabend anbrach und Paula sich entschloss, ihr Geheimnis nun doch preiszugeben. Durch Unruhe und anhaltendes Hecheln machte sie sich bemerkbar, zur Sicherheit ging es direkt in die Klinik. Und hier offenbarte sich nun endlich was sich niemand hätte vorstellen können: Paula trug einen kleinen Welpen unter ihrem Herzen. „Eilig hat der es aber nicht“, sagten die Ärzte und schickten Paula und ihre Familie wieder nachhause, um das Weihnachtsfest einzuläuten.

Nun erzählt man sich ja, dass dem Heiligen Abend eine ganz besondere Magie innewohnt. Diese muss wohl auch der kleine Welpe gespürt haben, denn im Kerzenschein des Weihnachtsbaumes brachte Paula spät am Abend in einem ruhigen Augenblick ganz unerwartet ein kleines Mädchen auf die Welt und bescherte uns damit ein einzigartiges Weihnachtswunder. Mutter und Tochter sind wohlauf und der kleine Weihnachtsengel wurde bereits auf den Namen Jule (jul = dänisch für „Weihnachten“) getauft.

Ancsa war im Übrigen völlig fassungslos über das kleine Christkind, da Paula keine Anzeichen einer Läufigkeit gezeigt und sehr wahrscheinlich eine so genannte „stille Hitze“ durchlaufen hat. Im Tierheim werden selbstverständlich strengste Vorkehrungen getroffen, um Trächtigkeiten zu verhindern. Nun ist es im Tierschutz aber natürlich wie im echten Leben – manchmal geschieht schlichtweg, was man sich vorher nicht auszumalen wagt.

Stille Nacht, heilige Nacht. Eine Weihnacht, die wir so schnell nicht vergessen werden.

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