Hi, ich heiße Yatho und freue mich dir etwas von mir zu erzählen
Mein Leben startete erst wirklich, als ich von Ancsa aus der überfüllten Tötungsstation in Battonya/Ungarn gerettet wurde. Ich war dort, gemeinsam mit drei weiteren Hunden, von unserem herzlosen Besitzer “entsorgt” worden. Uns fehlte es an Liebe, Verständnis, Zuwendung und Geduld. Wir vermissten einfach alles, was für viele Hunde glücklicherweise selbstverständlich ist. Durch den Aufenthalt in der Tötungsstation, war ich infolgedessen schwer traumatisiert. Nach meiner Rettung, durch die liebevolle ungarische Seele Ancsa, zeigte ich vor allem Angst, erstarrte förmlich und wollte keinerlei Kontakt zu Menschen. Ein Anfassen war zu diesem Zeitpunkt nicht denkbar. Meine Quarantänezeit verbrachte ich in einer Pension. Die Verhaltensmuster behielt ich allerdings bei. Darauffolgend wurde ich in ein Hundeinternat geschickt.
Ja, die Tötungsstation habe ich überlebt, aber genießen konnte ich mein Leben doch nicht.
Im Internat kümmerte sich ein Trainer intensiv um mich. Er fütterte mich ausschließlich aus der Hand und zeigte mir mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen, dass nicht alle Menschen Böses im Sinn haben. Mein Verhalten gegenüber den Tierheim Mitarbeitern wurde nun offener, mitunter sogar fröhlich. Manche Bewegungen ließen mich noch erschrecken, dann macht ich mich klein und zeigt Beschwichtigungsgesten. Neue Dinge verunsicherten mich, jedoch hatte ich eine ganz tolle Hütte, in die ich mich rasch zurückziehen konnte.
“Mein tiefster Dank gehört allen Menschen, die an mich glaubten und mir eine zweite Chance in diesem Leben ermöglichten.”
Yatho/ Rudi
So erlebte ich den Tierheim Alltag
Weißt Du, mein täglicher Trott war wahrlich eine enorme mentale Herausforderung. Stell dir vor, du hast einen Hundekumpel gefunden, teilst dir mit ihm den Zwinger, ihr teilt euch das Futter gerecht, kuschelt euch auch mal in einer kalten ungarischen Nacht aneinander um euch gegenseitig zu wärmen, aber nur wenn euch niemand dabei sieht und dann wird DEIN Hundefreund abgeholt und darf in seine Familie umziehen.
Er wird vermittelt. Ernsthaft? Und ich? Ich bin wieder allein.
Der nächste Vierbeiner zieht zu mir und auch ihn muss ich wieder gehen lassen. Immer und immer wieder.
Warum nur, will mich 6 Jahre lang keine Menschenseele zu sich nehmen, mir ein gemütliches Zuhause schenken und mich so akzeptieren wie ich bin?
Während meines Lebens im Tierheim entwickelte ich mich schon positiv, wurde dennoch zeitweise von meinen Urängsten eingeholt und war somit Fremden gegenüber anfangs sehr zurückhaltend distanziert.
Meine Tierheim Menschen glaubten zu der Zeit, dass ein Umzug in ein Zuhause unter Umständen nochmals mit Rückschritten behaftet sein würde. Daher wünschten Sie sich für mich hundeerfahrene Menschen, die mich mit viel Liebe, Geduld und ohne große Erwartungen in mein neues Leben begleiten würden. Sicherheit und Stabilität standen im Vordergrund und meine Menschen sollten mich da abholen wo ich stand. Ich sollte die nötige Zeit bekommen, die ich brauchte, um Vertrauen zu fassen. Mein Zuhause sollte in einer eher ruhigen Umgebung liegen und über einen eingezäunten Garten verfügen, in dem meine geschundene Hundeseele sich die erste Zeit, vielleicht sogar Wochen oder Monate, lösen darf. Solange, bis ich mich traue, die nähere Umgebung zu erkunden.
“Ich begann langsam zu verstehen, dass Menschen auch Gutes an sich haben und ein Stöckchen zum werfen da ist.”
Yatho/ Rudi
Mit jedem Jahr, dass ich in Gyula erleben durfte, schwand nichtsdestotrotz mein Optimismus auf eine erfolgreiche Vermittlung. Hatte ich doch in den vielen Wochen langsam erkannt, dass ich ein ganz passabler Vierbeiner bin, obwohl Ängste meinen vergangenen Weg pflasterten. Ich fand Freunde im Tierheim, jedoch sehnte ich mich nach Geborgenheit und Liebe, um meine Hunde Existenz in vollen Zügen ausleben zu können.
Im Tierheim von Ancsa und Jószi, in dem ich lebte, wurde bei der Hundevermittlung großen Wert darauf gelegt, dass Mensch und Hund gut zueinander passen. Alle Mitarbeiter im Tierheim waren wirklich sehr bemüht, die geeignete Familie für mich zu suchen.
Schlussendlich wurde die Entscheidung getroffen, dass meine Chancen auf eine Vermittlung in Deutschland höher sind, da ich hier ja besser besuchbar bin.
Plötzlich war es soweit: kurz vor Weihnachten 2021 durfte auch ich zum ersten mal seit endlos scheinenden Jahren, das Tierheim verlassen. Ich stellte mir vor, wie aufregend meine Reise sein würde, wer mich noch begleitet und wie meine ersten Impressionen in einem völlig anderen Land, mit ganz vielen neuen Zweibeinern aussehen könnte.
Wollte ich doch nichts weiter als eine liebevolle Familie und ein sicheres Zuhause.
Es ist soweit - ich lerne meine Pflegefamilie kennen
Die Fahrt habe ich erstaunlich cool gemeistert und konnte gleich nach der Ankunft vorsichtig mein neues Umfeld inspizieren. Meine einfühlsame und verständnisvolle Pflegemama Sarah, hat mich hierbei so erstklassig unterstützt. Im Haus selbst, verhielt ich mich noch sehr zurückhaltend und beobachtete alles von meiner flauschigen Decke aus. Hierhin habe ich mich in den folgenden Tagen auch gern zurückgezogen, wenn mir etwas unheimlich war. Manchmal habe ich es Sarah dann erlaubt mich anzufassen. Es kam sogar vor, dass ich den Kontakt zu ihr suchte. Mit den anderen Hunden in der Pension hatte ich gar kein Problem, egal ob klein oder groß, Rüde oder Hündin. Ich konnte mich an meinen Artgenossen echt gut orientieren. Mit dem Rudel fand ich tatsächlich auch den Mut, erste Erkundungsgänge im Haus zu unternehmen.
“Ich fühlte mich auf Gut Haasbach bei Sarah Frowein paradiesisch.”
Yatho/ Rudi
Die erste gemeinsame Zeit
Ich bin in neuen Situationen noch vorsichtig, aber im Ganzen sehr offen und neugierig. Mittlerweile stellte ich fest, dass Menschen gar nicht so übel sind, wie ich bisher oft annahm. Nun werde ich schon als sehr fixiert auf Menschen, super lieb und umgänglich beschrieben.
Ach ja, mein Name hat sich auch geändert. Ich heiße jetzt Rudi, wie passend.
Ich habe gelernt vorbildlich an der Leine zu laufen, bin sehr gehorsam und absolut genügsam. Ich forderte nichts ein, freue mich über lange Spaziergänge, bin aber genauso mit kurzen Spaziergängen zufrieden. Wenn mal weniger Aktivität ist, oder ich auf eine Mahlzeit warten muss, zeige ich mich geduldig und versuche nicht einzufordern. Meine Menschen sagen, dass meine mentale Anspannung scheinbar von mir abgefallen ist und ich einen zufriedenen Eindruck erwecke. Kuscheleinheiten sind einfach nur wunderbar. Die Zeit kann ich so richtig genießen. Unterdessen bewege ich mich zunehmend lockerer und selbstsicherer im Haus und dennoch weiß ich genau wohin ich mich zurückziehen kann. Meine Höhle: wie gerne ruhe ich hier, fühle mich geborgen und entspanne auch einfach mal nur. Selbstverständlich beobachte ich auch im Chill Modus meine Umgebung und bin sofort zur Stelle, wenn es heißt neue Abenteuer zu bestehen.
Ich bin adoptiert.
Ich kann es nicht glauben. Genau wie es vorhergesagt wurde, habe ich in Deutschland deutlich bessere Vermittlungschancen. Es war eine so sensationelle Idee der Fellfreunde e.V. – Ein Herz für alle Felle, mich hier hin, ins überwältigende Bergische Land reisen zu lassen. Endlich interessieren sich Menschen für mich, wollen mich kennenlernen und kommen nur wegen mir zu Sarah auf ihr einzigartiges Gut Haasbach.
Lasst mich an dieser Stelle im Namen aller Beteiligten meinen Dank aussprechen, an die professionelle Hundetrainerin Sarah für ihre Geduld und ihre Bereitschaft rund um meine Pflegestelle.
Mittlerweile bin ich in meinem Endzuhause ganz frisch angekommen und werde noch viel mehr als ich bisher schon kennenlernen durfte ausprobieren und erleben.
"Ja ich darf mich als Glückspilz bezeichnen, denn ich habe die Möglichkeit erhalten ohne Angst und Sorgen mein Hundeleben fortzuführen."
Yatho/ Rudi
Ich setze all meine Hoffnung in meinen Glauben, dass ich mit meiner Geschichte erzählten konnte, wie wundervoll es ist, dass ein Hund wie ich auch eine Chance auf ein sicheres und glückliches Leben bekommen darf.
Vielleicht denkst du ja sogar selbst darüber nach, deine Familie um eine Fellnase zu erweitern, sei es aus dem Tierschutz oder aus einem Tierheim. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich dir sagen: Ein Hund wird dein Leben, das Leben deiner Familie und das Leben des kommenden Tieres für immer auf eine positive Art verändern.
Unsere Teams des Fellfreunde e.V. – Ein Herz für alle Felle bedanken sich zudem noch bei allen Spendern der vergangenen Aktion „Pensionskosten“ sowie diversen Einzelspender/innen, ohne die es nicht möglich gewesen wäre unserer Fellnase Yatho/Rudi die Unterbringung und das Coaching bei Sarah Frowein in Kürten zu ermöglichen. Ihr seid die besten. Danke
Fotoshooting 2022
tierische Grüße Dein Yatho/ Rudi